sold3Nachtrag: Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 14. Juli 2025, Teil 6

Johannes Büttner

Berlin (Weltexpresso) - Auf den Klassenfotos meiner Grundschule erkennt man David sofort – das einzige schwarze Kind. Er war der Anführer unserer Gruppe – charismatisch, fair, aber stets darauf bedacht, seine Interessen durchzusetzen. Im Zuge der Auseinandersetzung mit neuen Protestbewegungen, gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, begannen wir als Filmemacher, uns mit dem fragiler werden etablierter politischer Koordinaten und rechten „Utopien“ zu beschäftigen. In diesem Kontext begegnete ich David erneut auf Social Media und stellte fest, dass er inzwischen als Influencer erfolgreich seiner Berufung nachgeht.

Unser Wiedersehen war durch Ambivalenz geprägt: Auf der einen Seite zeigte er sich wieder als fürsorglicher Anführer, der sein Haus und Herz für Ausgestoßene öffnet. Auf der anderen Seite verbreitet er
menschenverachtende Verschwörungserzählungen, behandelt schwerkranke Menschen mit pseudowissenschaftlichen Methoden und schafft Abhängigkeitsverhältnisse, die wir als ausbeuterisch wahrnehmen.
 
Die anfängliche Faszination für eine Welt, die durch skurrile und verstörende Verschwörungserzählungen geprägt ist, wich einer tiefen Betroffenheit, je mehr persönliche Begegnungen mit Menschen stattfanden, die unter den Folgen dieser Ideologien leiden. Diese Personen erlitten häufig schwerwiegende ökonomische, gesundheitliche sowie soziale Konsequenzen. Besonders berührt hat uns dabei die Geschichte von Timo.

Die Erfahrung, wie eng psychische Erkrankungen und Verschwörungsglauben miteinander verwoben sein können und wie stark sie Menschen isolieren und unerreichbar machen, löst auch bei uns Gefühle der Verzweiflung aus. Zugleich entstand ein Bewusstsein dafür, dass es eine bedeutende gesellschaftliche Verantwortung ist, sich nicht von diesen Menschen abzuwenden, sondern vielmehr Brücken zu bauen,
die im Ernstfall lebensrettend sein können.

Dass David den Film, wie er sagt, gut findet, verdeutlicht erneut die Herausforderung dieses Brückenbauens, insbesondere wenn sich die Beteiligten auf grundlegend unterschiedlichen Ebenen und
Verständnissen von Wissenschaft und demokratischen Werten bewegen. Mit ihm einig waren wir uns über die Wichtigkeit einer Szene im Film, in der er über seine Erfahrungen mit Alltagsrassismus spricht, der ihn seit jeher geprägt hat. Nach der Sichtung des fertigen Films sagte er dazu: „Vielleicht sind die Zuschauer gnädiger mit mir, wenn sie hören, warum ich mich so radikalisiert habe."

Foto:
©Verleih

Info:
Soldaten des Lichts
Regie und Drehbuch: Julian Vogel und Johannes Büttner
Genre DOKUMENTARFILM
Länge: 108 Minuten
Produktionsjahr 2025
Land DEUTSCHLAND
Sprache DEUTSCH

Abdruck aus dem Presseheft