Stephen Hawking im Film: Die Entdeckung der Unendlichkeit

 

Margarete Frühling

 

München (Weltexpresso) - Stephen Hawking ist einer der berühmtesten Physiker unserer Zeit. Der Film "Die Entdeckung der Unendlichkeit" ist vor allem ein sehr privater Film. Er erzählt von der Liebe seiner Frau Jane, seiner Krankheit und den frühen Forschungsjahren in Cambridge. Er basiert auf Jane Hawkings Memoiren "Die Liebe hat elf Dimensionen: Mein Leben mit Stephen Hawking" (in Deutschland im Pieper Verlag erschienen) und legt den Schwerpunkt auf ihre Ehe, die von 1965 bis 1990 dauerte.

 

1963: Stephen Hawking (Eddie Redmayne) studiert Physik an der Universität von Oxford. Der 21Jährige fühlt sich unterfordert und versucht seine Neugier durch ein Studium der Theoretischen Physik an der Universität Cambridge zu stillen. Er wird das Studium 1966 mit dem Doktorgrad abschließen. Sein Doktorvater ist Dennis Sciama (David Thewlis), einer der führenden Spezialisten für die Theorie schwarzer Löcher. Dieser regt Hawking an, Roger Penroses topologische Ideen aufzugreifen und weiter zu entwickeln.

 

Bei einem Studentenfest in Cambridge lernt er die 18-jährige Jane Wilde, eine Freundin seiner Schwester, kennen, die Sprachen studiert. Bereits während seines Studiums in Oxford treten die ersten Anzeichen seiner Krankheit auf, die sich während seiner Studienzeit in Cambridge von 1963 bis 1965 verstärken. Er verliert zunehmend die motorische Kontrolle über seinen Körper. Im Alter von 21 Jahren bekommt er die endgültige Diagnose: Er leidet an einer Nervenkrankheit, genauer an der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS), einer degenerativen Krankheit, die die Nervenzellen schädigt, die für die Steuerung der Muskeln zuständig sind. Die Ärzte geben Hawking noch eine Lebenserwartung von zwei Jahren. Es stellt sich allerdings heraus, dass er an der sogenannten chronisch juvenilen ALS leidet, einer Variation der Krankheit, die den Körper und die Muskelfunktionen nach und nach schädigt aber einen extrem langen Krankheitsverlauf nehmen kann.

 

Jane Wilde bleibt - trotz der niederschmetternden Diagnose - bei ihm und die beiden heiraten 1965. Sie muss dadurch allerdings ihre eigene Karriere hinten anstellen, sie wird ihr Studium aber später mit einer Promotion in Romanistik abschließen. Sie bekommen sogar drei Kinder, geboren 1967, 1970 und 1979.

 

Da er seit 1968 zur Fortbewegung auf den Rollstuhl angewiesen ist, wird die Betreuung durch seine Frau immer schwieriger. Sie lernt in ihrer Kirchengemeinde den Musiker und Leiter des Chors Jonathan Hellyer Jones (Charlie Cox) kennen, der im Laufe der Zeit ein Freund der Familie wird und bei der Betreuung von Hawking und insbesondere der Erziehung der Kinder hilft. Jane und Jonathan kommen sich dabei auch persönlich näher.

 

Beim Besuch eines Richard-Wagner-Konzertes in Toulouse erleidet Hawking eine Lungenentzündung, sein Leben kann nur durch einen Luftröhrenschnitt gerettet werden (in Wahrheit geschah es 1985 während einer Tagung im Forschungszentrums CERN in Genf). Allerdings verliert er dadurch seine Sprechfähigkeit. Seine Frau und später seine Pflegerin Elaine Mason (Maxine Peake) erproben mit ihm eine Verständigung mit einer Buchstabentafel. Danach benutzt er einen eigens für ihn entwickelten Sprachcomputer. Mit einem Taster in der Hand kann er aus einer Liste von Begriffen auf einem Bildschirm wählen, die dann an einen Sprachgenerator geschickt werden.

 

Hawking und seine Pflegerin Elaine Mason kommen sich näher, während die Ehe zwischen Jane und Stephen in eine Krise gerät. Während er eine Ehrung nach der anderen erfährt (u.a. wird er von Königin Elisabeth empfangen), leidet die Beziehung zu seiner Frau. 1990 zieht sie einen Schlussstrich und lässt sich scheiden. (Hawking wird von 1995 bis 2006 mit Elaine Mason verheiratet sein, während Jane 1995 Jonathan Hellyer Jones heiraten wird).

 

 

"Die Entdeckung der Unendlichkeit", die jetzt auf DVD und Blu-ray vorliegt, hatte seine Premiere im September 2014 beim Toronto International Film Festival und wurde seit dieser Zeit als möglicher Kandidat für die Academy Awards gehandelt. Dies galt besonders für die Darsteller der Hauptrollen, Eddie Redmayne und Felicity Jones. Redmayne hat für seine Darstellung des Stephen Hawking dann auch neben vielen anderen Auszeichnungen den Oscar als bester Hauptdarsteller bekommen.

 

Eddie Redmayne, der schon als Marius in Les Miserables, 2012, geglänzt hat, schafft es hervorragend den körperlichen Verfall Hawkings filmisch darzustellen: Je weniger sich der Wissenschaftler bewegen kann, desto mehr passiert in seinem Kopf. Redmayne selbst beschreibt, dass er den körperlichen Verfall (den schleppenden Gang, die schiefe Kopfstellung, die gekrümmte Hand, aber auch die nach und nach verschwindende Sprachfähigkeit) mit einer Tanzlehrerin einstudiert habe. Regisseur James Marsh zeigt wie Hawkings Körper nach anfänglich kleinen Defekten mehr und mehr zerfällt, er aber niemals seinen Lebensmut und sein Interesse an der Wissenschaft verliert.

 

Zusammenfassend ist "Die Entdeckung der Unendlichkeit" ein schöner Film, ohne viele Ecken und Kanten, aber mit Hauptdarstellern, die zeigen wie sehr Stephen Hawking für seinen Willen und Optimismus zu bewundern ist, und auch dass dies nur erreicht werden konnte durch die aufopferungsvolle Hingabe seiner Frau Jane. Stephen Hawking hat den Dreh des Filmes besucht und in der englischen Originalfassung hat er die Texte seiner Computerstimme selbst "gesprochen".

 

 

Info

 

Der Film kam am 7.5.2015 sowohl als DVD als auch als Blu-ray in den Verkauf.

Sprachen sind deutsch, englisch, französisch und türkisch (auf der Blu-ray noch italienisch und spanisch).

Untertitel sind u.a. deutsch, englisch, französisch, türkisch.

Die Tonqualität der DVD ist Dolby Digital 5.1, der Blu-ray in Englisch; DTS HD Master Audio 5.1, alle anderen Sprachen: DTS Digital Surround 5.1.

Die DVD enthält kein Bonusmaterial. Auf der Blu-ray sind:

- 7 unveröffentlichte Szenen

- Die Entwicklung der Hawkings

- Filmkommentar von Regisseur James Marsh

 

 

Die Entdeckung der Unendlichkeit (Großbritannien, 2014)

Originaltitel: The Theory of Everything)

Genre: Drama, Biografie

Filmlänge: 123 Minuten

Darsteller: Eddie Redmayne, Felicity Jones, Charlie Cox, David Thewlis u.a.

Regisseur: James Marsh

Drehbuch: Anthony McCarten

Verleih: Universal Pictures

FSK: ohne Altersbeschränkung

 

Foto: DVD-Cover: Eddie Redmayne und Felicity Jones als Stephen und Jane Hawking. © UNIVERSAL PICTURES