Präsenz 5709 KopieFuldaer Kunstverein im Hünfelder Musum Modern Art

Hanswerner Kruse

Hünfeld (Weltexpresso) – In zwei „Kesseln Buntes“ und einem Teil der Galerie zeigt der Kunstverein Fulda „Präsenz“ (Ausstellungstitel) im Museum Modern Art. 25 Kunstschaffende wurden in das alte Gaswerk eingeladen, die sich bei den Aufgaben des Vereins engagiert haben. 
Eine Plane mit einer Frau, die mit der Stirnlampe nach Kunst sucht, markiert den Eingang zwischen den Kesseln.

Gleich den ersten Tank dominiert ein gigantischer Wal mit Ölpastell und Acryl im blaugefärbten Ozean. Darunter – quasi auf dem Meeresgrund – lagern skurrile Wesen: rote oder rostige Stahlskulpturen, die mit den verrosteten Wänden korrespondieren. Sowohl deren Patina, als auch das Blau des Meeres setzt sich in den links angrenzenden dunklen Gemälden fort. 

Deren mythologische Titel – etwa „Die Göttin“ oder „Eruption“ – regen die Fantasien der Betrachtenden an. Dazwischen ein Mobile aus Kupferplatten, die sich in die Anmutung der Skulpturen und Rostwände einklingen. Es steht für Gleichgewicht und Leichtigkeit, mildert die etwas düstere Wirkung der Ecke. Rechts von der „Begegnung mit dem Wal“ zwei Bilder wie Bullaugen – man blickt hinaus aufs Wasser. Weitere ozeanische Blicke folgen bis zu dem Mann, der auf einem Bild eine Wand wasserblau streicht. Nun weiß er, „beinahe am Meer zu sein“. Begrenzt wird das Wasser zu den folgenden Landschaften mit drei weißen Stelen.

Präsenz 5564Auffällig ist die hervorragende und ungewöhnliche Kuratierung – alle Objekte verweisen aufeinander und den umgebenden Raum. In den Kesseln bricht diese Ausstellung konsequent das White-Cube-Konzept – hebt die Kunstwerke nicht aus dem Alltag, lässt sie meist nicht autonom wirken oder für sich sprechen.

Wesentlich stärker, geradezu als körperlich erfahrbares Eintauchen (Immersion) ist das im zweiten Kessel spürbar: Das Environment wird zum Erlebnisraum jenseits des White Cube. Von der Decke hängen zahlreiche „Himmel/Hirngespinster“, kleine textile und metallische Dinge, die den Blick auf eine sinnliche Serie von sechs großen schwarzweißen Akten oder kühne Objekte aus Bauschutt mit Gips („Mutter und Kind“) beeinflussen. Je nach Standpunkt verändern sich immer wieder die Sichtweisen – aber wenn man näher herangeht, kann man die Werke auch individuell betrachten. Ebenfalls die weiteren Aktbilder und Skulpturen im Rund.

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Im gebogenen, lichtdurchfluteten Gang von den Tanks zur Galerie hängen an der rostigen Wand kleiderartige Gebilde mit aufgestickten Empfindungen wie „gelähmt“, „gereinigt“, „verknotet“, „verengt“ – also den festgehaltenen Spuren innerer und äußerer Auseinandersetzungen. Farbige Flecken und Streifen auf den Textilien erinnern an diese Prozesse. 

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Dann erreicht man die Galerie, wo Bilder und Skulpturen thematisch gruppiert sind. Zu sehen sind „Akte“, „Köpfe“ und Darstellungen von Menschen. Dazwischen 24 textile Collagen, die wie Steine und Kiesel wirken, zwei flammenartige Holzskulpturen und einige andere Plastiken. Ein großes grünes Gesicht „Mit Frühlingsgefühlen nach dem Coronawinter“ blickt uns an.

Präsenz 5593Die kokett wirkende „Traumtänzerin“ verweist auf das Ende der Ausstellung (Foto links).

Mit 101 Objekten sind die Fuldaer Kunstschaffenden im Museum Modern Art sichtbar präsent. Sie haben kein Sammelsurium angehäuft, sondern ihre Arbeiten überzeugend zusammengestellt. Durch die bunte Vielfalt wird erfahrbar, wie mannigfaltig Präsenz sein kann: „Kraftvoll oder zurückhaltend, laut oder leise, unmittelbar oder fragend. Präsenz zeigt sich in Material, Form, Geste - im Verhältnis zum Raum ebenso wie im Blick der Betrachtenden“, meinte die erste Vorsitzende des Kunstvereins, Anne Härtel-Geise, während der Eröffnung.

Service:

Öffnungszeiten Donnerstag bis Sonntag 15 – 18 Uhr

Künstlergespräch, gemeinsamer Ausstellungsrundgang
und sommerliche Drinks am 3. August 2025, ab 14 Uhr.

Fotos: 
© Hanswerner Kruse