Falafel 7602 2Von einem Syrer der auszog Steuern zu bezahlen (Teil 3)

Hanswerner Kruse

Schlüchtern (Weltexpresso) - Über zwei Jahre lang kämpfte Omran dafür, mit dem Verkauf von arabischen Leckereien aus seinem Imbisswagen finanziell unabhängig zu werden. Häufig meinte er schmunzelnd: „Ich will endlich in Deutschland Steuern bezahlen.“ Doch vor einiger Zeit gab er den Kampf auf und mietete einen Laden auf der Hauptstraße, den er letztes Wochenende eröffnete.

Omran Abou Hajar (47) strahlt und legt seine Hand aufs Herz. „Nein, ich möchte nicht über die negativen Erfahrungen mit den Ämtern reden. Das ist jetzt vorbei.“ Vier Jahre lebte der aus Syrien Geflüchtete mit seiner Familie in Deutschland, als er das Debüt mit dem günstig gekauften Imbisswagen 2019 auf dem „Kalte Markt“ hatte. Danach hoffte er auf einen Standplatz beim Alten Amtsgericht, später auf dem Parkplatz beim Forstamt. Doch er unterschätzte die Schwierigkeiten, die ihm einige Nachbarn wegen der Geruchsbelästigung machten - und die Vorschriften durch viele Ämter, um den mobilen Verkauf zu erlauben. Diverse kostspielige Umbauten am Imbisswagen waren nötig. Aber letztlich wird ein stationärer Imbiss wie ein Restaurant behandelt, das fließendes Wasser, Zugang zum Abwasser und weitere Auflagen erfüllen muss.

Den verschiedenen Ämtern kann man keine Vorwürfe machen, sie drückten oft alle Augen zu und gewährten ihm lange Fristen. Vielleicht war letztlich der Standort gegenüber dem künftigen Kulturzentrum unerwünscht. „Aus dem Rathaus“ kam jedoch der Hinweis auf leerstehende Räume mit einer bestehenden Zulassung als Gastronomie in der Stadtmitte. Das gemietete Lokal baute Omran selbst mit einigen Helferinnen und Helfern leicht orientalisch um. Ihm ist wichtig, dass er arabische Speisen anbietet und damit die kulinarische Vielfalt in der Obertorstraße erweitert. Auch wenn sein Laden nun etwas schlicht „Falafel Schlüchtern“ heißt, hat er ein breites Angebot an orientalischen Gerichten, darunter neben Falafel auch weitere vegane Speisen wie den pikanten Petersiliensalat Taboulé oder das Auberginengericht Ghanoush. Und natürlich gibt es Huhn und Lamm in allen wohlschmeckenden exotischen oder Burger-Varianten.

Der neue Restaurantbesitzer wurde von vielen Deutschen unterstützt, „die dafür kein Geld wollten“, wie er glücklich verkündet. Jetzt möchte er den Menschen etwas zurückgeben: Flüchtlinge, die kochen können, dürfen später bei ihm helfen oder ihr heimisches Essen anbieten. Für ukrainische Kinder will er einmal in der Woche Einnahmen spenden.

Ach ja, sein alter Imbisswagen darf demnächst beim REWE in Sterbfritz stehen. Alle Auflagen der Behörden werden dort erfüllt – jetzt sucht Omran eine Sinntaler Familie, die den Imbiss übernehmen möchte.

Foto:
Hanswerner Kruse

Bisherige Artikel zum Imbiss
Endlich in Deutschland Steuern zahlen
Ein glücklicher Migrant