Serie: Stephan Pauly stellt mit dem neuen Programm 2013/14 der ALTEN OPER Frankfurt neue Schwerpunkte vor, Teil 1/3
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Durchgängig ist dem Programm zu entnehmen, daß der neue Intendant der Alten Oper Frankfurt den Kontext, in dem die Musik entstand oder wohin sie führt, auch, was sie auslöste, mit zum Thema der Veranstaltungen macht, wie es beispielhaft ein jährliches MUSIKFEST zum Auftakt der neuen Saison verdeutlicht, diesmal LE SACRE DU PRINTEMS von Igor Strawinsky in 31 speziellen Aufführungen.
AUFTAKT hieß bisher der Saisonauftakt an einem Wochenende und war jeweils einem Komponisten und seiner musikwissenschaftlichen Aufarbeitung sowie einem Interpreten und dessen Aufführungspraxis gewidmet. Der neue Intendant, der zum ersten Mal eine selbst gestaltete Spielzeit vorlegt, hat gute Gründe, daraus ein MUSIKFEST zu machen und die Musik selbst in den Mittelpunkt zu stellen, dies aber im Kontext der Zeit unter vielen Aspekten. Mit LE SACRE DU PRINTEMPS hat Pauly nun allerdings gleich den größten Skandal, den je ein Musikwerk hervorbrachte – und das in Paris im Jahr 1913 - zum Thema gemacht. Um so stärker kann er daran aber auch beispielhaft seine neue Schwerpunktsetzung deutlich machen, zumal diese Ballettmusik von Strawinsky heute zu den beliebtesten Publikumsstücken gehört und die Musik wirklich nichts von ihrem Furor eingebüßt hat.
Man selber möchte gleich über das Stück weiterschreiben, das der geborene Russe Strawinsky ja für Sergej Djagilew und die Ballets Russes in Paris als drittes Ballett geschrieben hatte und dessen heidnische Grundlage in der orgiastischen Musik die Sinnlichkeit nicht nur auf die Bühne brachte, sondern direkt in die Ohren und weitere Organe der Zuhörer. Aber wir beschränken uns auf den Hinweis, daß wir vor dem MUSIKFEST vom 15. September bis 6. Oktober 2013 noch einmal deutlicher werden und jetzt nur auf die vielen Konzerte, Film, Tanz, Performance, Schauspiel sowie Künstlerbegegnungen hinweisen. Auf jeden Fall greift Pauly auf der musikalischen Ebene auf, was die Aktion FRANKFURT LIEST EIN BUCH seit vier Jahren zu einem Publikumsmagneten macht: die Konzentration auf ein Werk, das von allen Seiten beleuchtet, für den Leser Welten öffnet.
Es herrscht nämlich angesichts der Flut von Bildern, von Veranstaltungen, von ständig Neuem, tatsächlich bei den im besten Sinne Bildungsbürgern ein Bedürfnis, nicht nur das Hören zu zelebrieren, Musik zu genießen, sondern dazuzulernen und auch die Verbindungen der Künste untereinander zu den jeweiligen Zeiten, die gemeinsame Sprache der Zeit also zu erfassen. Die jeweiligen Schöpfer dieser ausgewählten Werke kommen mit ihren Interpreten als Teil des Ganzen auch hier zur Bedeutung.
Im selben Sinn knüpft die Alte Oper mit der LANGEN NACHT DER ROMANTIK am 15. März 2014 an den für FrankfurtRheinMain von dem Kulturfonds ausgerufenen Schwerpunkt IMPULS ROMANTIK an. In allen Sälen des Konzerthauses wird ROBERT SCHUMANN erklingen und die nächtlichen Besucher können sich die kurzen Konzerte sehr bekannter Interpreten in der Reihenfolge selbst zusammenstellen, können aber auch in den Foyers und Salons des Hauses Pause machen, speisen und trinken. Insbesondere das avisierte Kaffeehaus, das für die Nacht eingerichtet wird und das mit Büchern, Noten, Musik und Fotografien zur Romantik, zu Schumann und zu den Programmen des Abends ausgestattet ist, macht einen neugierig, zugleich aber auch anspruchsvoll, wie toll das wäre, man hätte das öfter! Fortsetzung folgt.
Foto: Intendant Stephan Pauly
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