„Carmina Burana meets Spark“
Sabine Zoller
Bad Wildbad (Weltexpresso) - Unter dem Titel „Carmina Burana meets Spark“ ist es Mark Mast als Festspielleiter des Schwarzwald Musikfestivals gelungen, einen mitreißenden musikalischen Bogen von Carl Orffs szenischer Kantate bis hin zu innovativer Crossover-Musik zu spannen.Fulminant, energiegeladen und von musikalischer Raffinesse geprägt: Das 3. Eröffnungskonzert des Schwarzwald Musikfestivals in der Trinkhalle von Bad Wildbad vereinte barocke Klangwelten, mittelalterliche Liedkunst und avantgardistische Klangexperimente. „Klang und Musik überfielen das Publikum“ – mit diesem markanten Bild beschrieb Dirigent Mark Mast selbst den Effekt seines durchkomponierten, in fünf Abschnitte gegliederten Konzertabends, den er zudem persönlich moderierte. Ein Abend, der das Publikum mitriss, forderte – und mehrfach zu Standing Ovations bewegte.
Ein Streifzug durch Epochen und Emotionen
Schon der erste Konzertabschnitt ließ aufhorchen: Präsentiert wurden die zehn ersten Nummern aus Orffs Carmina Burana, speziell in der eindrucksvoll rhythmischen Fassung von Wilhelm Killmayer mit zwei Flügeln, fünf Schlagzeugern, dem Chor der Bayerischen Philharmonie und dem Kinderchor des Kepler Gymnasiums aus Freudenstadt. Die Lieder der mittelalterlichen Sammlung – eingeteilt in „Primo Vere“ (Frühling), „In Taberna“ (In der Schenke) und „Cour d’Amour“ (Liebeshof) – entfalteten im weiteren Verlauf des Abends mit den exzellenten Solisten Anastasya Taratorkina (Sopran), Gustavo Martín Sánchez (Tenor) und Martin Berner (Bariton) eine Klangwucht, die Begeisterung hervorrief. Als besonderes Extra wurden die Teile zwei und drei der Carmina Burana durch das Ensemble „Spark“, den Special Guests mit Mit Andrea Ritter und Daniel Koschitzki - Blockflöte, Geiger Stefan Balazsovics, Pianist Christian Fritz, Cellistin Anna- Lena Perenthaler ergänzt, die die durch ihr Musizieren die Orff´schen Klangräume erweiterten und damit den Konzertabend zu einem „anspruchsvollen, spritzigen und unterhaltsamen“ Erlebnis machten, wie Udo Bertsch, stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde Schömberg lobte.
Spark: Barockes Feuerwerk im modernen Gewand
Mit „Spark“ betrat ein Quintett die Bühne, das die Blockflöte ins Rampenlicht rückte. Mit über 40 verschiedenen Flöten, unterstützt von Violine, Cello und Klavier, schufen die fünf Musiker:innen einen Klangteppich, der zwischen Johann Sebastian Bach und John Lennon schwebte. Werke wie “Norwegian Wood” von Lennon/McCartney oder das eigens komponierte “Closer to Paradise” von Daniel Koschitzki begeisterten durch Virtuosität und Charme.
„Diese Interpretation macht viel Spaß, und die Kombination von Klassik und Moderne ist auch der Schlüssel, um klassische Musik so einzubetten, dass sie für ein breites Publikum ansprechend wird. Genau das ist heute in Bad Wildbad gelungen“, so Ursula Jahn-Zöhrens, Erste Bürgermeister-Stellvertreterin der Kurstadt.
In der gemeinsam aufgeführten Komposition „The Eternal Second“ von Victor Plumettaz wurde erneut Orff’sche Wucht mit Spark’s Experimentierfreude verwoben und musikalisch der „ewige Zweite“ gewürdigt. Mit Christoph Graupner, ein zu Unrecht vergessener Zeitgenosse Bachs, begeisterte dessen barocke Passacaglia in sieben Loops von überraschender Modernität und führte zu Begeisterungsstürmen des Publikums.
Der Höhepunkt: Klangfusion
Als musikalischer Höhepunkt im Zusammenspiel, und damit das sinnbildliche „rote Kirschlein auf der Schwarzwälder Kirschtorte“, wenn man den Abend kulinarisch fassen will, folgte das Zusammenspiel von Spark, dem Chor, dem Schlagwerkensemble und dem Klavierduo mit Yudum Çetiner und Selin Şekeranber, mit „Einer ist da, der mich denkt“, ein Stück des Spark-Pianisten Christian Fritz – das das Publikum buchstäblich von den Sitzen riss.
„Die tolle Akustik unserer Trinkhalle bot den perfekten Rahmen für dieses eindrucksvolle Konzert voller Musik und Emotionen“, freute sich Michaela Mack von der Tourismus GmbH Bad Wildbad.
Seit 1998 ist das Schwarzwald Musikfestival aus der südwestdeutschen Kulturlandschaft nicht mehr wegzudenken. Das diesjährige Motto „Carmina Burana meets Spark“ bewies eindrucksvoll, dass musikalische Tradition – wenn klug inszeniert – zur Inspirationsquelle für die Gegenwart wird.
Fotos:
Impressioenen aus Bad Wildbad
© Sabine Zoller