Ein schönes Konzert mit Stephan Sulke in Hamburg

 

Helmut Marrat

 

Hamburg (Weltexpresso) - Manchmal verschaffen einem Zufälle lohnende Abende. Da hatten wir also eine Einladung bekommen zu einem Konzert mit dem Liedermacher Stephan Sulke und besuchten auf diesem Wege die Komödie im Stadtteil Winterhude.

 

Dort werden sonst erfolgreich Boulevard- Stücke gespielt, oftmals als Leihgabe aus Berlin, mit denen die Hamburger zusammengehören.

 

Dort hätten wir also nie vermutet, ein solches Konzert angeboten zu bekommen, denn solche Abende finden meist im Schmidt-Theater auf der Reeperbahn statt. Nun also in Winterhude. Montags ist spielfrei und, wie wir erfuhren, tritt Sulke dort im Zweijahresrhythmus auf.

 

Er ist ja fast legendär, und, nicht verwunderlich, bereits siebzig Jahre alt.

 

Der Theatersaal ist sehr gut gefüllt. Und es sind überwiegend Frauen. Er weiß auch um seine Wirkung, berichtet fast staunend darüber, dass er als „Melancholiker“ immer wieder dauerhafte Beziehungen eingehen kann. Er begleitet sich selbst am Flügel, wechselt auch mal an ein Keyboard oder eine Gitarre.. Seine Lieder sind schön, und, wie mir meine Nachbarin klarmachte, versteht man die Texte genau.Und es sind gute Texte, teils auch spaßige. Von Humor sind auch seine Conférencen geprägt.

 

Eigentlich ist Sulke gar kein echter Schweizer. Sondern das Kind Berliner Juden. Die waren nach Shanghai geflohen, und dort wurde der Liedermacher 1943 geboren. Nach dem Krieg zog seine Mutter in die Schweiz und also wuchs Sulke dort auf. Als Steff gewinnt der 20jährige einen Nachwuchspreis in Frankreich, den ihm Maurice Chevalier überreicht haben soll. Später geht er nach London, und in den Siebzigern macht er auch in Deutschland Karriere, landet mit seinem „Uschi“- Song sogar auf Platz 3 der Hitparade.

Ein paar seiner bekannten Lieder werden an diesem Abend auch klatschend begrüßt. Aber er stellt auch neue vor.

 

Sulke hat ein umtriebiges Leben hinter sich, und er wirkt auch jetzt noch voller Energie. Dass er zwischendurch in Skandale verwickelt gewesen ist, wusste ich nicht, erfuhr es erst durch die nachträgliche Recherche. Da soll es sogar zu einem Zwischenfall in Frankfurt an der Oder gekommen sein, bei dem Sulke verletzt wurde.Vermutet wurde ein Anschlag der Automafia auf seinen Mercedes. Doch davon ist an diesem Abend nicht die Rede. Auch dass er sich kurze Zeit genötigt sah,danach zu pausieren, würde man dem Chansonnier nicht anmerken.

 

Eines seiner Lieder heißt „Der Mann von nebenan.“ Und als ein solcher stellt sich dieser Stephan Sulke glaubhaft vor.

 

Info:

Der Liedermacher Stephan Sulke wurde am 27.12. i1943 n Shanghai geboren, wuchs in der Schweiz auf. Er schrieb auch Lieder für Katja Ebstein, Erika Pluhar und Herbert Grönemeyer.