Veröffentlichungen des Paritätischen Gesamtverbandes, Teil 1002Redaktion
Berlin (Weltexpresso) - Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat Ende 2024 einen Arbeitskreis eingerichtet, in dem Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verbänden, Wissenschaft, Praxis und Selbstvertretung sich gemeinsam fachlich positioniert haben. Anlass waren zwei Studien aus dem Juni 2024, in denen erneut dargestellt wurde, dass Menschen mit Behinderungen überdurchschnittlich häufig von Gewalt betroffen sind.
Der Wegweiser Gewaltschutz soll einen Beitrag zur Gewaltprävention leisten. Er soll eine Richtschnur sein, an der alle Akteur*innen, die für den Schutz von Menschen mit Behinderungen vor Gewalt verantwortlich sind, ihr Handeln ausrichten. Der Wegweiser ist in fünf Handlungsfelder gegliedert:
- Mindeststandards für Gewaltschutzkonzepte
- Landesrechtliche Regelungen und Landesrahmenverträge
- Vernetzung
- Personal und Ressourcen in Einrichtungen und Diensten
- Aufklärung und Empowement
Auch der Paritätische Gesamtverband war im Arbeitskreis vertreten. Auf Grundlade der innerverbandlichen Diskussionen um die Verbesserung des Gewaltschutzes und der 2023 veröffentlichten Broschüre "Gemeinsam gegen Gewalt", hat er sich in die Debatten eingebracht. Es ist erfreulich, dass der Arbeitkreis Gewaltschutz im Wegweiser den Zusammenhang von Partizipation und Gewaltprävention herausgestellt hat: "Für einen nachhaltigen Gewaltschutz gilt es, die Selbstvertretungsstrukturen zu stärken und zu prüfen, ob und wie sie in möglichst allen Einrichtungen und Diensten verankert werden können." Auch in der paritätischen Broschüre wird Gewaltschutz als Bestandteil partizipativer Organisationsentwicklung dargestellt. Es ist ein kontinuierlicher Prozess, in dem die Selbstvertretung einen unverzichtbaren Beitrag leistet.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte um die Weiterentwicklung der Eingliederungshilfe und dem immer spürbareren Personalmangel, hat der Paritätische im Arbeitskreis auch darauf verwiesen, dass wirksamer Gewaltschutz zeitliche, personelle und finanzielle Ressourcen benötigt. Darüber konnte unter den Mitgliedern des Arbeitskreises Einigkeit hergestellt werden. Gleichzeitig sind alle Akteure nun aufgerufen, im Rahmen ihrer Möglichkeiten den Schutz vor Gewalt zu verbessern. Denn die Ergebnisse der Studien sind deutlich: Über 60 Prozent der Personen, die "stationär betreut" werden, haben seit dem 16. Lebensjahr psychische Gewalt, um die 50 Prozent körperliche Gewalt erlebt.
Der Wegweiser Gewaltschutz sowie die Broschüre des Paritätischen Gesamtverbands sind dieser Fachinformation beigefügt.
Dokumente zum Download
Wegweiser Gewaltschutz (193 KB)
Broschüre: Gemeinsam gegen Gewalt (3 MB)
Foto:
©AWO-Saarland