Institut für Stadtgeschichte stellt neue Ausstellung und Buch zu 'Frankfurts Weg in die Industrialisierung' vor

 

Günther Winckel und pia

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Na gut, können sich die sagen, die nie ihren Lesesessel verlassen, wenn's zur Ausstellung auch ein richtig gutes Buch gibt, muß ich mich ja nicht mehr bewegen.“ Von wegen. Es läuft ja umgekehrt, erst wenn man sieht und hört, um was es geht, dann erwächst auch das Interesse. Denn so spannend hatten wir uns das Thema nicht vorgestellt!

 

Schon lange ist die historische Entwicklung Frankfurts während der Industrialisierung nicht mehr anschaulich präsentiert worden. Die Auswirkungen waren nicht nur wirtschaftlicher Art, sondern die Stadt veränderte ihre Gestalt ebenfalls in Bezug auf das kulturelle Leben. Deshalb freue ich mich sehr über die neue Fotoausstellung und das Begleitbuch vom Institut für Stadtgeschichte ‚Mit Dampf in die Zukunft!‘“, so der Dezernent für Kultur und Wissenschaft, Felix Semmelroth, über die aktuelle, bis zum 7. Juni 2015 laufende Sonderausstellung.

 

Die Leitende Direktorin des Instituts für Stadtgeschichte, Evelyn Brockhoff, ergänzte: „In der Schau verfolgen wir am Beispiel von 15 Unternehmen den Weg der Main-Metropole in die Industrialisierung. Die Präsentation der Firmengeschichten wird um Aspekte der Arbeiterbewegung, der Energieversorgung und der Verkehrsentwicklung bereichert.“

 

Aus einer um 1800 von Handel und Handwerk geprägten Stadt entwickelte sich Frankfurt im 19. Jahrhundert zu einer Groß- und Industriestadt mit einer Vielzahl von Industriezweigen. Zu den Keimzellen industrieller Betriebe gehörten Mühlen. Erst im 19. Jahrhundert entstanden hier Fabriken im eigentlichen Sinn. Stampfend und zischend setzte sich 1835 die erste Dampfmaschine in Bewegung. Die Druckerei Heller & Rohm hatte die Maschine zum Betrieb von zwei Schnelldruckpressen erworben. Die Anzahl der Dampfmaschinen, des Symbols der Industriellen Revolution, erhöhte sich bis zur Einführung der Gewerbefreiheit 1864 zunächst nur langsam auf etwa sechzig.

 

Durch die Gründung weltbekannter Firmen wie J. G. Mouson & Co., Naxos-Union oder Deutsche Gold- und Silber-Scheide-Anstalt (Degussa) sowie die Eingemeindungen von Bornheim 1877 und Bockenheim 1895 entfaltete sich Frankfurt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts dann rasch als Industriestandort. Nach 1880 wurde die Stadt in der zweiten Phase der Industriellen Revolution – geprägt von zunehmender Elektrifizierung und Automatisierung der Produktion – zu einem Zentrum des Maschinenbaus und der Elektrotechnik. Die meisten Gründer der großen Chemiefabriken kamen zwar aus Frankfurt, die Produktion erfolgte aber in den erst später eingemeindeten Vororten Griesheim, Höchst und Fechenheim.

 

Foto: Arbeiterinnen fertigen bei Hartmann & Braun Spulen für Messinstrumente. Fotografie aus dem Jahr 1909.



INFO: Parallel zu der von Thomas Bauer erarbeiteten Fotoschau ist im Institut für Stadtgeschichte zum Preis von 14,90 Euro das Buch „Mit Dampf in die Zukunft! Frankfurts Weg in die Industrialisierung“ erhältlich. Der Autor Konrad Schneider, stellvertretender Leiter des Instituts für Stadtgeschichte Frankfurt, ist für die Schriftgutüberlieferung der Stadt Frankfurt zuständig und ein Kenner der hiesigen Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Das 116seitige Werk ist reich bebildert und bei Henrich Editionen in Frankfurt erschienen (ISBN 978-3-943407-29-7).

Ein umfangreiches Begleitprogramm ergänzt die Ausstellung. Jeweils sonntags um 15 Uhr (11. Januar, 22. Februar, 22. März, 26. April und 31. Mai 2015) veranstaltet das Institut für Stadtgeschichte Kuratorenführungen mit Thomas Bauer. Die Teilnahme an den Führungen kostet 6 Euro, ermäßigt 3 Euro. Der Eintritt in die Ausstellung, die vom 11. November 2014 bis zum 7. Juni 2015 montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr und am Wochenende von 11 bis 18 Uhr geöffnet wird, ist frei.