f eleaonorSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 3. Mai 2018, Teil 9

Kirsten Liese

Berlin (Weltexpresso) - Schreie dringen durch den Flur. Verzweifelt versucht sich eine Patientin aus der Gewalt von Pflegern zu befreien, die sie gegen ihren Willen in eine isolierte Zelle zerren, ans Bett fixieren, ruhig- und unter Arrest stellen.

Der Däne Bille August („Das Geisterhaus“) eröffnet seine auf wahren Ereignissen basierende, 1985 in San Francisco beginnende Geschichte mit beklemmenden Szenen in einer psychiatrischen Klinik, die an preisgekrönte Werke wie „Die Schlangengrube“ oder „Einer flog über das Kuckucksnest“ erinnern. Nur setzt sie sich mit einem historischen Rechtsstreit weniger düster fort.

Helena Bonham Carter ist die an paranoider Schizophrenie leidende Eleanor Riese, die sich den respektlosen Umgang von Ärzten nicht weiter gefallen lassen- und über die Dosierung ihrer Medikamente mitbestimmen will, da Nebenwirkungen ihren Zustand verschlimmert haben. Hilary Swank wird als Colette Hughes zu ihrer patenten Anwältin, die einen Präzedenzfall anstrebt, von dem Hunderttausende von Patienten profitieren könnten.

Der Prozess gegen die mächtige Pharmaindustrie und korrupte Mediziner erscheint zwar wenig aussichtsreich. Aber davon lassen sich die Frauen nicht abschrecken, souverän ziehen sie durch alle Instanzen bis vor den obersten Gerichtshof. Ihr eigenes Leben bleibt von diesem gemeinsamen Kampf für Gerechtigkeit allerdings nicht unberührt. Eleanor ist ein liebenswerter aber auch anstrengender Mensch, der nicht sehr konstruktiv an die Sache herangeht, die viel beschäftigte Juristin permanent mit Unwesentlichem belatschert. Bei der pflichtbewussten Colette, die über ihre Arbeit ihr Privatleben vernachlässigt, droht dagegen die Beziehung zu ihrem Freund zu zerbrechen. Jedoch lernen die Heldinnen gegenseitig voneinander, freunden sich an und geben sich Halt. Am Ende, könnte man meinen, sei alles gut, wäre der Film nicht von einer beunruhigenden Aktualität: Etliche Missstände, die „Eleanor & Colette“ berührt, und sei es nur die bei psychiatrischen Ärzten oft zu vermissende Empathie für ihre Patienten, existieren heute immer noch.


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