Bildschirmfoto 2019 02 20 um 22.46.20Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 21. Februar 2019, Teil 3

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Ist das unfair gleich daraufhin zu weisen, daß es sich bei diesem Film um ein US-Remake des französischen Films handelt, der seinesgleichen als Erfolg sucht und der für lange die beste, subtilste, hinterfotzigste Tragikkomödie bleiben wird, nicht nur der Frankreichs, sondern des Weltkinos. Klar, die Rede ist von ZIEMLICH BESTE FREUNDE.

Und um es gleich zu sagen, man kann sich den Film angucken, lacht auch ob der Situationskomik hin und wieder, es hätte also alles noch viel schlimmer ausfallen können, aber, aber, aber: der Charme, das Hintersinnige, das Subversive, das krachende Lachen, in das man verfällt, das alles fehlt. Stattdessen wird einem ein Film geboten, der so tut als ob er eine Scheibe von der Wirklichkeit in Amerika abschneidet. Und das ist gelogen. Denn die Filmgeschichte ist synthetisch, konstruiert, auf die Leinwand und auf Hollywood beschränkt. Ist nicht mehr anarchisch und von durchschlagendem Erfolg. Man müßte in einer eigenen Filmkritik herausstellen, weshalb der in Paris spielende Film die soziale Wirklichkeit vorführt, sie zum Anlaß für Lachkraftakte machen kann, einfach eine gesellschaftliche Wahrheit offenbart, wo man sie gerade nicht vermutet hat – und der Hollywoodfilm dagegen nur mit den sozialen Gegensätzen spielt, sie benutzt, aber nicht wahr werden läßt. Doch, darauf warten wir, auf einen substantiellen Vergleich.

Im Finanziellen wird es nicht gut ausgehen. Denn ZIEMLICH BESTE FREUNDE, übrigens ein sprachlich feinsinnigerer Titel als der amerikanische, war ja nicht nur künstlerisch eine Wucht, er spielte weltweit wirklich 426 Millionen Dollar ein, daß dabei die USA mit 10 Millionen dabei sind, verwundert, denn ausländische Filme werden einfach kaum gespielt. Hier waren es aber 200 Kinos, die das französische Original anschauten. Man kann sich schon vorstellen, daß es Regisseur Neil Burger gelingt, die amerikanische Version in den Vereinigten Staaten erfolgreicher zu machen, aber darüberhinaus sicher nicht. Denn, so denkt man, jeder Kinoinhaber müßte eigentlich schnell wieder das Original nachspielen, weil es so viel besser ist. Echter einfach. Denn ZIEMLICH BESTE FREUNDE kann als Film glaubhaft machen, daß er auf einer wahren Geschichte beruht, er braucht es nicht nur zu erzählen, man merkt die Authentizität mit der die Lebensgeschichte des ehemaligen Geschäftsführers der Champagnermarke Pommery, Philippe Pozzo di Borgo, zum Film wird.

Und wenn wir schon beim Vergleichen sind, so kann sich jeder erinnern, daß Omar Sy ein kindliches Kraftpaket mit überbordendem Charme gibt, der den mißmutigen, bis zum Hals gelähmten Millionär derart zum Lachen bringt, daß die Funken sprühen. Tut uns leid, wenn aus der Filmbesprechung eine begeisterte Rückschau auf ZIEMLICH BESTE FREUNDE wird. Aber das hat die amerikanische Produktion jetzt davon, daß wir das Original beim Zuschauen und beim Darüberschreiben dauernd vor Augen haben.

Deshalb muß jetzt die kurze Filmbeschreibung reichen. Wir sind in New York, der stinkreiche Unternehmer Philip Lacasse (Bryan Cranston) muß seit seinem Unfall (Paragliding), der seiner Frau das Leben kostete, im Rollstuhl sitzen. Er ist nicht nur gelähmt, sondern auch depressiv; zudem hat er ständig schlechte Laune, läßt andere für seine Situation leiden. Also ein ekliger Arbeitgeber. Den hatte sich der Kleinkriminelle Dell Scott (Kevin Hart) gar nicht ausgesucht. Es ist ein absoluter Zufall, daß beide aufeinandertreffen und wenn es nach Yvonne (Nicole Kidman), der persönlichen Assistentin des Moguls ginge, dürfte dieser abseitig gekleidete Mann nie in den feinen Gefilden des Anwesens ihres Schützlings eine Anstellung, eine Heimat finden. Sie ist also die Gegenspielerin und man kann sie in ihrer Rolle wieder einmal schätzen und einschätzen, daß sie zwar eine richtig gute Schauspielerin ist, sie aber eine bestimmte emotionale Durchschlagskraft wie Meryl Streep und Cate Blanchett oder für mich auch Charlize Theron nicht gewinnt. Aber, wie gesagt, ihre Rolle spielt sie immer gut.

Was einem an der amerikanischen Version auch auf die Nerven geht, ist, daß dort alles immer noch größer, noch bedeutender, noch extremer sein muß. Wir sind in den USA, sagt der Film vor sich hin, hier kann jeder jedes erreichen und als der zum Pfleger Gewordene auch noch zum Künstler wird, freut er sich in Paris schon tierisch, daß er sein Bild für 11 000 Euro verkaufen konnte, während es für die Amerikaner gleich 50 000 Dollar sein müssen.

Also der Tip, das Original wieder einmal anschauen – oder sich die DVD besorgen. Aber wie gesagt, die Geschichte selbst ist so umwerfend, daß auch die amerikanische Version sie nicht ganz zerstören kann.

Foto:
Philip (Bryan Cranston) und Dell (Kevin Hart)
© Verleih Weltkino

Info:

Dell                 Kevin Hart
Philip              Bryan Cranston
Yvonne           Nicole Kidman
Maggie           Golshifteh Farahani
Lily                 Julianna Margulies
Latrice            Aja Naomi King
Charlotte        Suzanne Savoy
Carter Locke    Tate Donovan
Jenny                Genieve Angelson