
Redaktion
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Seit mehr als 45 Jahren stehen Millionen von Iranern immer wieder vor der Frage: Soll ich bleiben, die Situation ertragen und versuchen, sie zu ändern? Oder soll ich das Land verlassen, ein neues Leben in Frieden und Freiheit beginnen und von dort aus etwas bewirken? Sie sind sich bewusst, dass der Preis des Bleibens sehr hoch ist, während der Weg ins Exil mit Schmerzen verbunden ist. Ich bin einer von ihnen. Ich musste den Iran verlassen, als ich zwölf Jahre alt war, ohne meine Eltern. Seitdem ist mein Herz in zwei Teile gebrochen: Mit meiner Seele bin ich bei den Menschen im Iran, während ich gleichzeitig mit meinem Kind und meiner Frau in der Diaspora lebe.
Unsere Hauptprotagonistin Maryam steht vor genau diesem Dilemma. Sie weiß, dass die Wahrscheinlichkeit, einen Großteil ihres Lebens in Gefangenschaft zu verbringen, sehr hoch ist, wenn sie bleibt. Wenn sie das Land verlässt, kann sie mit ihrer Familie in Frieden und Freiheit leben, aber sie wird nie die Wirkung erzielen, die sie im Land selbst erzielen könnte. Seit Jahren wird sie von einem Ziel getrieben:
“You have done everything to break me, to get rid of me by any means. But I will remain, and together with my fellow activists, we will hold a mirror up to you, forcing you to confront your contempt for human rights. We will loudly and persistently demand fundamental human rights, even from the dark cells of your prisons. We will stay, and we will not be silent.”
Wenn sie den Iran verlassen würde, müsste auch Maryam, wie Millionen Iraner, die ihr Leben in ihrer Heimat hinter sich gelassen haben und in eine ungewisse Zukunft geflohen sind, bei Null anfangen. Die Geschichte des Exils, sei es die der verfolgten Europäer im Dritten Reich, die in die USA flohen, oder die der Intellektuellen aus Lateinamerika, die während der Diktaturen fliehen mussten, hat gezeigt, dass viele tiefe seelische Wunden davontragen und oft nur schwer damit zurechtkommen.
Maryam ist hin- und hergerissen. Unabhängig davon, wie sie sich entscheidet, wird sie nicht nur ihr eigenes Leben beeinflussen, sondern auch das Leben ihrer zerrütteten Familie. Ihre Kinder haben nie eine „Normalität“ erlebt. Sie sind von ihr getrennt und in ständiger Sorge um ihre Sicherheit aufgewachsen.
Die Menschenrechtsaktivistin Nasrin Sotudeh, die wir in unserem Film mehrfach zitieren, sagt: „I want to show my children that there is another way beyond fear and fight.“ Der Weg des Bleibens und des Widerstands. Diese Entscheidung, die von Menschen wie Frau Sotudeh, Frau Narges Mohammadi, Frau Sepideh Golian und Tausenden anderen Männern und Frauen getroffen wurde, ist eine zutiefst persönliche Entscheidung, die jeder für sich selbst treffen muss. Unabhängig davon, wo sie sich befinden, innerhalb oder außerhalb des Landes, ist das Dilemma, vor dem sie stehen, universell und betrifft Menschen auf der ganzen Welt: schweigen und nur an sich selbst denken oder die Stimme erheben und sich für die eigenen Werte und der Grundrechte anderer einsetzen. SIEBEN TAGE war eine Gelegenheit für Kreative aus Deutschland, Georgien, Frankreich, Österreich, Russland, Exiliraner und Künstler aus dem Iran, zusammenzukommen und die Geschichten der Menschlichkeit, des Mitgefühls und des Mutes dieser Menschen zu erzählen.
Foto:
©Verleih
Info:
BESETZUNG
Maryam Vishka Asayesh
Behnam, Maryams Ehemann Majid Bakhtiari
Dena, Maryams Tochter Tanaz Molaei
Alborz, Maryams Sohn Sam Vafa
Nima, Maryams Bruder Sina Parvaneh
Bita Melika Forouta
Maryams Mutter Sima Seye
Zanyar, Fluchthelfer Zanyar Mohammadi
STAB
Regie Ali Samadi Ahadi
Drehbuchautor Mohammad Rasoulof
Abdruck aus dem Presseheft