wikipedia.de Anthidium manicatum Grose Wollbiene 3604 opt Kopie 2017Nachlese zum ‚Bienenfestival‘ im Botanischen Garten Frankfurt am Main Teil   2/3

Heinz Markert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Schädliche Emissionen durch die Energiewirtschaft, Abgase aus dem motorisierten Individualverkehr sowie Kahlschlag und Gifteintrag der Landwirtschaft bedrohen die Grundlagen des Lebens. Aus einem ökonomischen Nutzenkalkül heraus gibt der Landwirt der schleichenden Denaturierungstendenz nach.

Monokultur, Spritzkultur und Ausmerzlogik

Die Landschaft verarmt immer mehr durch die Monokulturen. Für die Bienen ist Pollenmangel angesagt, weil die Ackerränder und Wiesen nicht mehr bunt sind, an Fenstern und in Gärtchen wird auch gesündigt, indem etwa der Vorgarten mit Kieseln gefüllt wird, damit die Bearbeitung der Beete erspart bleibt, besonders beliebt ist diese Praxis bei den neumodern locker Liberalen, die dann auch einen SUV vor dem Anwesen stehen haben. Zuweilen wird der Vorgarten auch komplett versiegelt und die Autos darauf abgestellt.

Wenn die Gärten auf dem Land nicht mehr vielfältig sind, holen die Bienen Pollen von den Maismonokulturen. Durch die Varroa-Milbe und den Pestizideintrag in Boden und Frucht verarmen die Bienen geistig und körperlich. Hinzu kommen Neonicotinoide. Sie wurden einstmals zufällig entdeckt als mit Erdölen experimentiert wurde. Sie setzen sich auf die Rezeptoren der Bienen, wodurch sie süchtig werden und desorientiert. Im Stock, der wie ein Körper ist, herrschen 37-38 Grad Wärme, die Temperatur für die Brut liegt bei 36,8 Grad. Durch die Giftspritztechnik ist die Biene nicht mehr in der Lage, die Temperatur auf dem genauen Niveau zu halten. Im Verhältnis zur Varroa-Milbe ist der Schaden durch Spritzen dreimal so hoch.

Die Bienen legen 2000 Eier am Tag, so viele wie nach und nach auch schlüpfen. Unter Neonicotinoid-Einsatz legen sie bis zu 4000, also zu viele für den Prozess des Schlüpfens. Durch den Einsatz der Chemie kommt es auch zu genetischen Veränderungen. Zu allem Übel wird selbst noch in offene Blüten hineingespritzt.

Es gibt auch Flughafenbienen

Die Flughafenbienen werden zur Kontrolle der Schadstoffbelastung eingesetzt. In Frankfurt gibt es 12 Völker, deren Honig zu Zwecken der Erforschung untersucht wird. Im ungefilterten Honig scheint es keine Rückstände zu geben, jedoch bringt eine nähere Untersuchung der Fettkörper genauere Ergebnisse.

Bunte Pollen heißt: jede Polle hat ihre eigene ‚Farbe‘, ihr eigenes Aroma. Die Bienen sprechen spezifisch an, sie präferieren demnach. Pollen sind also einseitig. Durch die Verhältnisse der Umgebung bedingt sind sie auf dem Land ärmer an Varietät. Potent ist der Blütenstaub, er enthält viele Vitamine und Aminosäuren. In der Stadt reicht die Ernte von März bis Ende Mai, die Nahrung ist hier sehr exotisch. Auf dem Land reicht die Ernte mit Raps max. bis Mitte Juni, in der Heide währt sie länger, es blüht dort bis Ende September, die Bienenernte reicht bis in den Oktober hinein. Es gibt Imker, die ausdrücklich auf die Heide spezialisiert sind. Die Stadt ist neuartig varietätenreich für Bienen, es ist länger Sommer, das hält die Bienen von Mitte Mai bis Mitte August in hoher Vitalität. Auf dem Land ist zwischen Linde und Raps nicht gar viel Unterschied, die Stadt ist vielfältiger bis in den Herbst hinein. Nach dem Raps kommt auf dem Land heutzutage nicht mehr viel.

Konkurrenten des Bienenflugs zerstören mitunter auch das Bienenwerk

Belastend für die Bienen mit der Folge schleichenden Bienensterbens sind nicht allein die Spritzmittel, sondern auch die mechanischen Schäden durch Mäuse, Krähen, Tauben und Wespen. Daher gibt es z.B. eiserne Mäusegitter. Es ist zu bedenken, dass die Feinde der Bienen für sie groß wie Kaninchen sind, wie groß wären im Verhältnis dazu die Feinde, die uns in gleichem Verhältnis bedrohen würden - es wären wahre Ungeheuer.
Auch die Bienenkugel kann zur leichten Beute werden, sie ist handballgroß. Bienen wärmen sich darin durch ihre Brustmuskelbewegungen. Auch Krähen schmeißen Steine und öffnen sogar die verschließenden Schrauben. Folge: die Bienen können die Temperatur nicht halten. Was Wespen angeht, besteht die Möglichkeit, das Flugloch zu verengen, doch benötigt die Biene zumindest ein 5-mm-Loch zum Ein- und Ausfliegen

Auch Vandalismus ist ein Problem, selbst auf dem Land, in den Städten werden auch abgeschlossen abgestellte Bienenkörbe umgestoßen. Selbst Diebstahl kommt vor. Insgesamt kann beobachtet werden: in der Stadt hat es weniger Frost, das ist klimatisch günstiger für die Bienen, um auch gut überwintern zu können.

Foto: wikipedia.de (Große Wollbiene)

Info:
Frankfurter Bienenfestival, Samstag, 23. September 2017. Für Bienenbegeisterte, bei freiem Eintritt im Botanischen Garten. Das Bienenfestival ist zur bleibenden Einrichtung geworden.