Botanischer Garten opt DSC00836Nachlese zum ‚Bienenfestival‘ im Botanischen Garten Frankfurt am Main  Teil 3/3

Heinz Markert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Ehrenamtlich Engagierte waren an den Ständen des Bienenfestivals im Botanischen Garten Frankfurts reichlich vertreten. Die Sorge für die Biene steht im Mittelpunkt des Engagements für die Wiedereinsetzung der ungequälten Natur, vom Wohlsein der Bienen hängt alles ab. 
Die Landschaft braucht wieder ein Mehr an Garten

Die Blumenarten sind umso reichhaltiger, je nährstoffärmer die Böden sind. Das ist unter anderem an Hangwiesen der Fall. Solche Wiesen sollten keinesfalls gedüngt werden. Düngen und chemo-synthetischer Eintrag verdrängen die Vielfalt. Wo nur Gras wächst, wächst nichts anderes mehr. Grün bedeutet Agrobusiness, die Vielfalt aber ist bunt. Bienen brauchen Partnerpflanzen, sie sind auf bestimmte Pflanzenblüten eingestellt - besonders die Wildbienen, andere Blüten interessieren diese nicht. So kann es dazu kommen, dass eine Pflanze nicht mehr angeflogen wird, wenn die an die Blüte angepasste Bienenart ausstirbt.

Hummeln, Käfer, Wespen, Hornissen – und Nachtfalter

Auch Hummeln arbeiten gleichsam wie geplant im System der Natur, ihre Beißwerkzeuge gereichen anderen Insekten mit zum Vorteil. Demgemäß fressen auch Käfer zwar Blüten auf, tragen sie aber auch weiter. Die Wespen sind Kulturflüchter, nerven eigentlich nicht, sie sind Fleischfresser, im Frühjahr sind sie auch an Nektar interessiert. Hornissen fressen täglich bis zu 30 gr. Fleisch. Auch Nachtfalter befliegen Pflanzen und bestäuben sie. Ein Problem für die vielfältige Fluggesellschaft ist inzwischen auch das ölbehandelte Korn. Zu dieser gehören jegliche Insekten, die der Autofahrer mittlerweile kaum mehr auf der Windschutzscheibe findet. Das ist ein dramatisches Anzeichen für den Niedergang der Natur.

Oft wird ausgerufen: aber bei uns auf dem Land ist es doch soo grün! Ja, das wohl schon, aber grün ist nicht bunt - bunt muss die Devise lauten. Eine Frucht sollte auf einem Acker nur alle 3-5 Jahre angebaut werden, jedoch geschieht dies eher alle 2 Jahre. Mit den Düngemittel- und Unkrautvernichtungsgaben wird die Vielfalt ausgelöscht, die Bienenvölker aber suchen insgesamt nach Vielfalt. Die Natur ist im Kern Vielfalt und zugleich eine Vielfalt an Pollen. Die Landwirtschaft müsste sich mehr mit Blüten schmücken. Bauer Etzel in Wehrheim arbeitet viel mit Bunt. Geht also doch!

Der Biolandbauer kann sich zum Agenten der wiedergesundeten Landwirtschaft machen. Für seine Getreidefrucht bekommt er annähernd den doppelten Preis (der Eschenhof in Altenhasungen, der nach Demeter-Standard anbaut). Die Qualität ist dem entsprechend höher. Die Silopäckchen auf den Äckern sind von Blüten freigemacht. Kein sich umorientierender Bauer sollte sich dumm machen lassen von dummen Sprüchen wie: Der arbeitet nicht richtig, der ist unordentlich; Stehengelassenes im Feld sei Wildwuchs.

Auch die Gärten zeigen sich zunehmend blütenarm, pflegeleicht angelegt und homolog - Millionen machen es inzwischen so. Schlecht aber für jegliche Insekten, daher wäre gut: die Hälfte des Rasens stehenlassen, einen Sand- und Reisighaufen schaffen, eine fugenreiche Natursteinmauer hochziehen und Rasenkanten erhalten/nicht sauber abkanten – die Bienen fliegen rein. Auch ein noch nicht ganz toter Baumstumpf liefert Lebensraum für die kleinen Flug- und Krabbeltiere.

Tipp an Gärtnerinnen und Gärtner: von jeder Reihe etwas stehen lassen, nicht alles abernten, das gibt Raum für Lebensvielfalt. Im zweiten Jahr öffnet sich womöglich die Blüte für eine Schwarzwurzel. Manches ist zu schade für den Kompost, denn auch ein abgetrockneter Stand kann zum Wildbienenhotel werden, also besser: mal stehenlassen.

Pflanzen halten sich gegenseitig die Fressfeinde vom Leib – die Flüger helfen dabei

Beispiel: Ein Fressfeind nagt an der Gemüsepflanze. Eine erzwungene Fresspause trägt zum Erhalt der Pflanze bei, sobald ein Feind des Feinds die Pflanze überfliegt und das Fressen unterbrochen wird. In der Natur greift vieles ineinander. Daher gilt: eher erhalten statt ausmerzen.

Auch die Fette Henne macht sich gut, sie braucht wenig Zuwendung, die Bienen interessieren sich auch für sie. Allerlei Austreibendes erhält die Vielfalt und begünstigt die kleinere Existenz.

Auch Stecklinge aus gebrochenen Ästchen haben die Anlage auszutreiben - und schon hat eine Vermehrung stattgefunden. Für die Forsythie ist die einheimische Kornelkirsche eine lohnende Alternative. Insgesamt ist experimentieren angesagt.

Blütenhonig, Waldhonig, Sonnenblumennektar stärken die Abwehrkraft. Die Anzahl der Erreger wird zurückgedrängt. Die Naturapotheke ist riesig. Alles liegt bereit, auch ohne Industrie und Manipulation am Genom. Ein Stand auf dem Bienenfestival hat Sonnenblumensamen dabei und besonders bietet er alte Sorten an, die an unsere Landschaften angepasst sind und ihr mehr entsprechen.

Die Straßenränder – Das Thema!

An Straßenrändern sollten möglichst 3 Meter Begleitgrün mit üppig buntem Bewuchs stehenbleiben. Die öffentliche Hand begünstigt das u a. in Frankfurt jetzt mehr als in früheren Zeiten. Überhaupt sollte gelten: spät und wenig mähen.

In Oberursel wurden ab dem Hessentag mehrjährige Stauden gesetzt. Nun finden sich auf diesen Böden mehr Schmetterlinge und Insekten. Für dieses Konzept können sich in Gebietskörperschaften und Ortsteilen Initiativen gründen, um das bunte Grün zu befördern und sie können gegebenenfalls selbst Hand anlegen. Öffentliches Grün muss in öffentliches Bunt umgewandelt werden. Also: Mitstreiter/innen suchen und einfach machen, der Straßenrand lässt es zu. Er schreit geradezu danach.

In Grävenwiesbach wurde verbreitet: ‚Gegenwind‘ mit ‚Kraut und Rüben‘, nach dem Motto: unordentlich. Das fördert eine Pracht. Unter Naturschutzvorzeichen gilt: möglichst nicht oder wenig mähen. Es ist schon viel zu viel an nichtreglementierter Natur verlorengegangen und geht jeden Tag noch verloren. Fast ganz Dänemark wurde einst von den Wikingern für den Bau ihrer Drachenboote entwaldet. Wie mag es wohl im Nahen Osten mal ausgesehen haben, bevor die Hochkulturen zuschlugen. Die dortigen Zustände sind auch eine Folge übel betriebener früherer Hochkulturen. Gut wäre auch: regelmäßig Fenster in Getreide einmähen, für die Vogellandung.

Foto: Heinz Markert

Info:
Frankfurter Bienenfestival, Samstag, 23. September 2017. Für Bienenbegeisterte, bei freiem Eintritt im Botanischen Garten. Das Bienenfestival ist zur bleibenden Einrichtung geworden.

blühende-landschaft.de
Mellifera e.V.

Die Teile der Serie in WELTEXPRESSO:

1. Vergiftung durch die Landwirtschaft
https://weltexpresso.de/index.php/wissen-bildung/11822-vergiftung-durch-die-landwirtschaft
2. Die Bienen sind bedroht, es wird kritisch
https://weltexpresso.de/index.php/wissen-bildung/11823-die-bienen-sind-bedroht-es-wird-kritisch
3. Die Agrokonzerne wollen die Natur nach ihrem Bilde formen
https://weltexpresso.de/index.php/wissen-bildung/11824-die-agrokonzerne-wollen-die-natur-nach-ihrem-bilde-formen


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