PEN Prasident Deniz Yucel in Frankfurter Paulskirche Foto PEN Zentrum Deutschland„Im Zweifel immer für die Freiheit des Wortes“ und Ergebnisse der Präsidiumswahlen 

Klaus Hagert 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Eine Überraschung ist das nur, wenn man nicht richtig nachgedacht hatte. Aber es ist absolut schlüssig, daß auf der PEN-Mitgliederversammlung  der Journalist und Schriftsteller Deniz Yücel , 1973 in Flörsheim am Main geboren, am Dienstagabend von den in der Frankfurter Paulskirche versammelten PEN-Mitgliedern zum neuen Präsidenten des PEN-Zentrums Deutschland gewählt wurde. Selten hat auch Weltexpresso so kontinuierlich über Yücel berichtet, als dieser noch ein "Fall" war, weil ohne Rechtsgrundlage auf Weisung von Erdogan in türkischem Gefängnis inhaftiert. Selten geht es auch so gut aus, wie damals, als sich die türkischen Oberen auf Grund der ständigen Berichterstattung dann doch lieber vom Gefangenen trennten und ihn nach Deutschland, seiner Heimat, ausreisen ließen, was Deniz Yücel selbst in einem Buch niederschrieb (verg. Link). 

Ein solcher Mann ist auch gut geeignet, die Laus im Pelz der Machthaber auf der ganzen Welt zu sein und aus seinen Erfahrungen heraus, gefangenen Journalisten und Schriftstellern durch lautstarken Protest oder stille Einflußnahme  den Weg in die Freiheit zu bahnen.

„Ich bin sehr dafür, die intellektuelle, politische und kulturelle Auseinandersetzung mit den Feinden der offenen Gesellschaft zu führen, und bilde mir ein, dabei nicht zimperlich zu sein“, so der neue PEN-Präsident Deniz Yücel in seiner Rede vor den Mitgliedern des PEN in der Paulskirche. „Aber ich bin davon überzeugt, dass wir als Autorinnen und Autoren, dass wir als PEN aus Prinzip und für unsere Glaubwürdigkeit im Zweifel immer für die Freiheit des Wortes und der Kunst sein müssen. Auch für die Freiheit des dummen Wortes, auch für die Freiheit der bescheuerten Kunst, auch dann wenn es wehtut. Gegen die Mächtigen, gegen die Bösen – und wenn es sein muss auch gegen die Guten.“

Deniz Yücel übernimmt das Amt von Regula Venske, die es seit 2017 innehatte, zuvor vier Jahre als Generalsekretärin gedient hat und sich nicht mehr zur Wahl stellte. Als Mitglied des Boards von PEN International wird sie weiterhin für den PEN tätig sein.

Zur neuen PEN-Vizepräsidentin und Writers-in-Exile-Beauftragten wählten die PEN- Mitglieder Astrid Vehstedt, die seit 2019 Beisitzerin im PEN-Präsidium war. PEN- Generalsekretär Heinrich Peuckmann und Vizepräsident Ralf Nestmeyer, zuständig für die Writers-in-Prison-Arbeit wurden in ihren Ämtern bestätigt. Zum Schatzmeister wurde Joachim Helfer gewählt, der das Amt im Juli von seinem Vorgänger Hermann-Anders Korte kommissarisch übernommen hatte. Simone Trieder wurde als Beisitzerin wiedergewählt. Neu im Präsidium sind die Beisitzerinnen und Beisitzer Svenja Leiber, Christoph Links, Nikola Anne Mehlhorn und Konstantin Küspert.
 

„Aufbruch ins Nicht-Versicherbare“: Unter diesem Motto aus der Feder des Hamburger Schriftstellers Hans Erich Nossack findet die diesjährige Mitgliederversammlung des deutschen PEN am 26.10. und 27.10. als Präsenzveranstaltung in der Frankfurter Paulskirche statt. Am 27.10. diskutieren die PEN-Mitglieder Anträge, verabschieden eingebrachte Resolutionen und debattieren über die Schwerpunkte der künftigen Arbeit. Ab 9.30 Uhr nehmen die PEN-Mitglieder nach einer nicht-öffentlichen Wahl neue Mitglieder in die Schriftstellervereinigung auf. Die Ergebnisse werden im Anschluss bekanntgegeben.

Foto:
Deniz Yücel
© PEN-Zentrum Deutschland

Info:
Das deutsche PEN-Zentrum ist mit seinem Geschäftssitz in Darmstadt eine von weltweit über 150 Schriftstellervereinigungen, die im PEN International zusammengeschlossen sind. PEN steht für Poets, Essayists, Novelists. Die ursprünglich 1921 in England gegründete Vereinigung hat sich als Anwalt des freien Wortes etabliert und gilt als Stimme verfolgter und unterdrückter Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Der deutsche PEN begleitet mit Initiativen und Veranstaltungen das literarische Leben in der Bundesrepublik. Er bezieht Stellung, wenn er die Meinungsfreiheit, gleich wo, in Gefahr sieht. Er mischt sich ein, wenn im gesellschaftlichen Bereich gegen den Geist seiner Charta verstoßen wird.

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